REZENSION: Cathy, Mercury Theatre Colchester ✭✭✭✭

Cathy

Mercury Theatre, Colchester. (UK Tournee)

11/11/16

4 Sterne

Tourinformationen

Fünfzig Jahre nach Ken Loachs bahnbrechendem Cathy Come Home und fünfundzwanzig Jahre nach ihrer Gründung hat Cardboard Citizens eine Antwort auf Loachs Originalwerk geschaffen, um zu beurteilen, wie sich die Dinge verändert haben. Erschreckenderweise und unvermeidlich sind die Dinge viel schlimmer geworden, da Cathy und ihre Tochter von Bürokratie und Gleichgültigkeit erdrückt und dann auf die Straße gespuckt werden.

Es ist ein kraftvolles Stück Dokumentartheater, verbunden durch Off-Stimmen und Bilder tatsächlicher Fälle, Menschen, die ohne eigenes Verschulden obdachlos wurden, aber Opfer der Gier von Vermietern und mangelndem sozialen Wohnungsbau. Eine exzellente Besetzung von vier Schauspielern überzeugt in jeder Szene, während Cathy’s Leben auseinanderfällt. Eine arbeitende Frau, die immer ihre Steuern gezahlt hat, noch nie Sozialhilfe beantragt hat, gerät mit der Miete in Rückstand und wird geräumt. Für ein dokumentarisches Stück sind die Charaktere vollständig gezeichnet und glaubwürdig, und obwohl es an einigen Stellen schwer zu sehen ist, wird die Botschaft effektiv vermittelt, indem ein belehrender Ansatz vermieden wird, aber in episodischem Naturalismus.

In der Rolle der Cathy ist Cathy Owen kraftvoll real, eine natürliche, normale Performance, die Sie von Anfang an in ihre Welt einführt, als sie entdeckt, dass ihre Sozialwohnung nun in Privatbesitz ist und ihre Miete erhöht wurde. Sie betritt eine kafkaeske, albtraumhafte Welt, und die Performance hält uns die ganze Zeit involviert - sie ist packend. Als ihre Tochter ist Hayley Wareham ebenso überzeugend, und was beide Schauspieler wirklich vermitteln, ist die Peinlichkeit, obdachlos zu sein, der Verlust der Würde. Alle anderen weiblichen Rollen werden von der ausgezeichneten Amy Loughton gespielt, von der hart gesottenen Immobilienbesitzerin bis zur lettischen Freundin, sie zeigt große Vielseitigkeit. Alex Jones, der alle männlichen Rollen spielt, fehlt vielleicht ein wenig von dieser Vielseitigkeit, aber viele seiner Charaktere sind in einem ähnlichen Stil.

Das innovative Bühnenbild von Lucy Sierra ist wie eine Jenga-Karton-Stadt, vielseitig und sich fast organisch verändernd, um das Tempo frei und fließend zu halten. Adrian Jacksons Inszenierung ist kompromisslos und nie hysterisch. Meine Woche begann mit Loachs neuem Film I, Daniel Blake, und viele Themen überschneiden sich mit diesem Stück. Ich werde ihn vermissen, wenn er nicht mehr für die „arbeitende Armut“ schreien kann, ein neuer und erschreckender Begriff, bei dem ich mich frage, warum wir als Gesellschaft darüber nicht wütender sind. Erleben Sie diese Produktion auf Tournee und lassen Sie Ihr Bewusstsein schärfen.

Fotos: Pamela Raith

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