REZENSION: Buyer And Cellar, Barrow Street Theatre ✭✭✭✭

Michael Urie in Buyer and Cellar. Foto: Joan Marcus Buyer und Cellar

Barrow Street Theatre

13. Januar 2014

4 Sterne

Vor einigen Jahren erhielt ich zu meinem Geburtstag einen großformatigen Coffeetable-Bildband von Barbra Streisand (es war nie klar, ob er als Scherz oder ernsthaft gedacht war, da meine Ambivalenz gegenüber der großen Diva, die La Streisand ist, immer deutlich war). Doch es stellte sich als eines dieser Geschenke heraus, die immer wieder Freude bereiten.

Darin äußert sich Streisand über architektonisches Design und ihr eigenes unglaubliches Zuhause, dessen Winkel und Ecken. Öffne irgendeine Seite zufällig, lies sie laut vor, und es wird bestimmt etwas urkomisches, wenn auch wahrscheinlich unfreiwillig, auf der Seite zu finden sein. Das Buch hat mir infolgedessen erhebliche Freude bereitet und nun spielt off-Broadway, im wunderschönen Barrow Street Theatre, ein Stück, das von eben diesem Buch inspiriert ist.

Jonathan Tolins nahm das Buch als Ausgangspunkt, um sich ein unterirdisches Einkaufszentrum vorzustellen, das Streisand in ihrem Haus für all ihre Besitztümer einrichtete, und postuliert, wie das Leben für den armen Burschen aussehen muss, der in diesem Einkaufszentrum arbeitet.

Und da ist Michael Urie, ein begabter und tatsächlich recht brillanter Schauspieler, der der einzige Star von Tolins' Buyer and Cellar ist und selbst spielt: Alex More (der besagte Besucher und weit entfernter Cousin von Sir Thomas More), Alex’ Freund Barry, La Streisand selbst, ihre skrupellose persönliche Assistentin Sandra und James Brolin.

Urie ist magisch anzusehen; sein komisches Timing ist perfekt und sein Gespür für die verschiedenen Charaktere absolut, präzise und voller Detailfreude. Er wechselt mühelos zwischen den Charakteren, beschwört leicht und schnell den erforderlichen herauf.

Sein Werk ist unermüdlich charmant und lustig. Er erfasst den Geist und das Wesen von Streisand perfekt; er ist erschreckend amüsant als Diva. Doch seine anderen Leistungen sind ebenso solide. Und das Stück ist mehr als das lustige Stück, als das es beworben wird: in vielerlei Hinsicht ist es eine ernste und nachdenkliche Betrachtung von Ruhm, Einsamkeit, Freundschaft und Menschlichkeit.

Urie schafft es, intensiv berührend, atemlos ehrlich und verträumt selbstironisch zu sein - alles gleichzeitig. Man spürt sein Staunen, seine Angst, seine sanfte Hingabe an die Macht der Diva, seine Verführung in ihre Welt, seine Verwechslung dessen, was in seinem Leben wichtig ist, seine Reizbarkeit, seinen Fall, seine Trauer - es ist ein reiches Geflecht wahrer Lebensgefühle, die sich vor einem absurden und lächerlichen Wertgefüge abspielen, das alles in dem Coffeetable-Buch beschrieben und artikuliert ist.

Tolins hat wirklich etwas ganz Besonderes geschrieben; eine Allegorie für die modernen Zeiten. Man denkt, es geht um schwule Männer und ihre Fixierung auf Streisand - aber in Wirklichkeit geht es um die Zerbrechlichkeit der menschlichen Verfassung und die leichten Fehler, die man machen kann, welche das Experiment Leben schmälern.

Es ist ein köstliches und befriedigendes Theatererlebnis in jeder Hinsicht. Urie ist nichts weniger als bemerkenswert.