REZENSION: Bible John, Forge, Vault Festival London ✭✭✭✭✭

Mark Ludmon rezensiert Bible John, präsentiert von These Girls im Rahmen des Vault Festivals 2020 im The Vaults in London.

Bible John

Forge, Vault Festival, London

Fünf Sterne

Vault Festival Webseite

Erst letzte Woche veröffentlichte das Frauenmagazin Marie Claire seine Top „39 True Crime Podcasts, die uns dieses Jahr gefesselt haben“. Mit Titeln wie „Your Own Backyard“ und „Man in the Window“ versprechen sie packende Unterhaltung, indem sie grausame Morde zum Leben erwecken, von denen viele ungelöst sind. Einige, wie „Killer Queens“ und „Sinisterhood“, werden von Frauen moderiert und spiegeln die vielleicht überraschende Tatsache wider, dass diese grausamen Geschichten, meist von männlicher Gewalt gegen Frauen, so viele weibliche Fans haben. Die Theatergruppe These Girls untersucht dieses Phänomen brillant in ihrer Show Bible John und seziert die Anziehungskraft der Podcasts, während sie größere Fragen darüber aufwirft, wie der Tod zur Unterhaltung wird.

Die Show selbst greift auf ein echtes ungelöstes Verbrechen zurück, den Mord an drei Frauen in Glasgow Ende der 1960er Jahre durch einen Serienmörder, der den Spitznamen Bible John erhielt und seine Opfer in einer Tanzhalle fand. Der Fall wird in einem Podcast von einer (fiktiven) amerikanischen Journalistin behandelt, den wir gespannt über acht Wochen von vier Frauen konsumieren sehen, die zusammen als Aushilfen in einem Büro in England arbeiten. Wir folgen ihrer Reise, während sie besessen davon werden, den Mörder zu identifizieren und sogar 1960er-Jahre-Tanzstile erlernen, um zu verstehen, was seine Opfer erlebt haben.

Der Fall ist wirklich faszinierend und die Theatershow selbst unterhaltsam, mit viel Komik beim Beobachten, wie diese vier Büroangestellten zu Detektiven werden. Doch das Stück enthüllt geschickt die Probleme damit, Vergnügen aus den gewalttätigen Morden an echten Menschen zu ziehen. Ähnlich wie Hallie Rubenholds Buch The Five: The Untold Lives of the Women Killed By Jack the Ripper, wird hinterfragt, wie die drei Frauen im Fall Bible John nur „Opfer“ geworden sind und nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Identität an die Geschichte des Mörders verloren haben.

Oft direkt mit dem Publikum sprechend, reden die vier modernen Frauen darüber, was sie zu den Podcasts zieht: Einige finden die gemeinsame Erfahrung „kathartisch“ und „ermächtigend“, andere empfinden es als seltsame Form der Flucht. Weitere sprechen davon, dass es eine Methode sei für Frauen, Männer zu verstehen, um sich selbst zu schützen. Am verbreitetsten und alarmierendsten ist, wie die Podcasts zu einer „Aura der Angst“ beitragen, einer immer präsenten, unterschwelligen Angst vor der Bedrohung durch männliche Gewalt.

Mit wachsender Wut und Frustration wird die Show von der Autorin Caitlin McEwan zusammen mit Renee Bailey, Carla Garratt und Louise Waller unter der Regie von Lizzie Manwaring mit präziser Spannung aufgeführt. Auf einer Bühne, die auf Bürostühle und einen Bildschirm reduziert ist, hat die Show eine rohe Direktheit und Intimität, die die Wut ansteckend macht, betont durch die Arbeit der Bewegungsdirektorin Laurie Ogden. Wie viele der True-Crime-Podcasts ist Bible John unbequem unterhaltsam, bricht jedoch wütend aus über die endlose und ungelöste Geschichte männlicher Gewalt gegen Frauen.

Läuft beim Vault Festival bis zum 16. Februar 2020